Glauben leben

Wie wir unseren Glauben leben

Baptisten haben ihre gemeinsamen Überzeugungen im Laufe der Zeit ausformuliert. Nachstehend werden sie aufgeführt und weiter unten kurz erläutertert. Wer es genauer wissen will, liest das hier.
Was Baptistengemeinden weltweit verbindet, fassen die Baptist Principles, die baptistischen Grundsätze, zusammen:

  • Die Bibel als Gottes Wort, daher alleinige Regel und Richtschnur für Glauben und Leben.
  • Die Gemeinde der Gläubigen, daher die Notwendigkeit von Mission und Evangelisation.
  • Die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin, daher Verbindung von Taufe und Gemeindemitgliedschaft.
  • Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen, daher keine Ämterhierarchie (Rangordnung).
  • Die Selbständigkeit der Ortsgemeinde, daher kein mit besonderen Befugnissen ausgestatteter kirchlicher Überbau.
  • Glaubens- und Gewissensfreiheit, daher Trennung von Kirche und Staat.

Die Bibel als Gottes Wort

Geleitet durch die Erhellung durch den Heiligen Geist ist die Schrift DIE Referenz für Christen, wenn es um Lehre und Leben geht. Dazu muss sie gemeinsam gelesen werden. Und weil alle den Heiligen Geist haben, muss in den Fragen der Übereinstimmung bei den Überzeugen gemeinsam so lange gerungen werden, bis Einigkeit gefunden wird.

Die Gemeinde der Gläubigen

Kirche ist gestiftet von Jesus Christus und setzt sich zusammen aus Menschen, die gläubig sind und die sich selbst frei und willig dazu entschieden haben, zu glauben und dieser Gemeinschaft der Glaubenden anzugehören. In diese Gemeinschaft werden nun andere eingeladen. Auf diesem Weg als Gemeinschaft sprechen sie von ihrem Glauben in Mission, Evangelisation und Diakonie.

Die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens hin

Entschiedene Nachfolger Jesu bezeugen ihr verändertes Leben öffentlich durch die Taufe, die dem Bekenntnis ihres Glaubens folgt. Dies ist Antworten auf das Reden Jesu in ihr Leben hi-nein. Die sichtbare Konsequenz dieses Aktes ist die Zugehörigkeit zur Gemeinde vor Ort, weil das Leben in der Nachfolge sichtbare Unterstützung durch andere Nachfolgerinnen und Nachfolger braucht.

Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen

Die Gemeinde lebt das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Es sind die Menschen und nicht ihre Titel, um die es die in den Gemeinden geht, die diese Überzeugung leben. Denn diese Überzeugung heisst, das Gott sein Reich auf dieser Erde mit Menschen baut, die er in die Gemeinde beruft, die ihr Leben von ihm berühren und verändern lassen, und nicht mit Religions-, Glaubens- und Kirchenfachleuten. Diese Menschen versuchen einander zu tragen, einander zu unterstützen, so gut es ihnen möglich ist, und gemeinsam nach dem Willen Gottes zu fragen.

Die Selbständigkeit der Ortsgemeinde

Jede Gemeinde verwaltet ihre Angelegenheiten vor Ort selbst. Das Denken, der Glauben und das Selbstverständnis der Gemeinde wird von der Gemeinde durch das gemeinsame Schriftstudium und das gemeinsame Hören auf Gott im Ringen um das gemeinsame Miteinander er-rungen. Die sich versammelnde Gemeinde bildet eine Kongregation. Teilen nun mehrere solche Kongregationen ihre Überzeugungen, können sie sich auch entscheiden, das Prinzip, wie sich die Gemeinde vor Ort verwaltet, auf eine Anzahl von Gemeinden hin anwenden und als Gemeinden beschliessen, einen Verbund von Gemeinden zu bilden, der nach dem Prinzip der Kongregation aufgebaut ist.

Die Glaubens- und Gewissensfreiheit

Wer für sich beansprucht, frei den Glauben und frei die Art der Versammlung wählen zu können, gesteht dies anderen auch zu. Sogar denjenigen, die nicht dieselbe Überzeugung und Auffassung, nicht denselben Glauben vertreten. Solche Gemeinden und Verbunde von Gemeinden treten dafür ein, dass kein Staat und keine Religionsgemeinschaft den Menschen vorschreiben darf wie, wann und wo sie zu glauben hätten. Deshalb ist es die Überzeugung solcher Versammlungen und Gemeinden, dass die Kirche und Staat getrennt sind und sie sich dafür einsetzen, dass die Glaubens- und Gewissensfreiheit für alle Menschen gilt.


Diese Überzeugungen werden auch „baptist principles“ genannt. Sie sind diejenigen Kennzeichen, an denen Baptisten aus aller Welt zu erkennen sind.

In der Geschichte führte dies dazu, dass die Baptisten eine aktive Rolle in der Gesellschaft und im Staat einnahmen. Weil sie den Menschen in seinem Menschsein ernst nahmen und ihm eine Freiheit in allen Entscheidungen seines Leben zugestehen, setzten sie sich dafür ein, dass dies allen Menschen gilt und kein anderer Mensch oder eine Kirche oder einen Organisation oder ein Staat die Menschen in ihren Entscheidungen bevormunden, unterdrücken, manipulieren oder zwingen dürfen.

Sie wurden «zum linken Flügel der Reformation». Baptisten engagierten sich in der jeweiligen Gesellschaft, in der sie lebten, als Salz und Licht für das Evangelium und seine Nachfolger.

Baptisten unterscheiden sich daher von den Gemeinschaftsbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die tendenziell zurückgezogener von der Welt ihr Christsein lebten und leben und die vor allem Wert auf die innere Glaubenswirklichkeit im Menschen legten.

Dieses Engagement der Baptisten war und ist nicht immer erwünscht in der Gesellschaft. Denn – und hier macht sich die Bezeichnung linker Flügel der Reformation bemerkbar – Baptisten traten und treten radikaler, offensiver in Politik und Gesellschaft auf als andere kirchliche Gemeinschaften. Der Preis für ihr Engagement für die Menschen ist, dass die Gemeinden und ihre Mitglieder bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts schikaniert und verunglimpft, ihre Kinder bei der Ausbildung benachteiligt und sogar einzelne Mitglieder auf der Strasse verprügelt wurden – im aufgeklärten Europa des 19. Jahrhunderts notabene.

Und die Geschichte dieses Zweigs der weltweiten Gemeinde Gottes wird weiter geschrieben…